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Ringvorlesung „Conflicting Masculinities“ | Prof. Dr. Katja Sabisch (RUB)/Prof. Dr. Mona Motakef (TU Dortmund): Männlichkeiten und Care

27. November 2024 18:15 19:45

Prof. Dr. Katja Sabisch (RUB) und Prof. Dr. Mona Motakef (TU Dortmund) halten im Rahmen der Ringvorlesung „Conflicting Masculinities“ den Vortrag Männlichkeiten und Care.

Mona Motakef (TU Dortmund):  Prekäre Arbeit, prekäre Männlichkeit? Über Anerkennung und unsichere Lebensverhältnisse 
In prekären Lebenslagen können hegemoniale Männlichkeitsvorstellungen wie die Ernährermännlichkeit kaum oder nicht realisiert werden. Doch was bedeutet dies für Paar- und Nahbeziehungen: Wie wird prekäre Beschäftigung in Paaren in prekären Lebenslagen verhandelt, wie wird dabei Männlichkeit relevant und was bedeutet dies für Menschen ohne Paarbeziehung?
Empirische Grundlage ist eine Studie, die wir im Rahmen des DFG-Projekts „Ungleiche Anerkennung? Arbeit und Liebe im Lebenszusammenhang prekär Beschäftigter“ durchgeführt haben. Wir befragten 24 prekär Beschäftigte – Paare und Menschen ohne Paarbeziehung – mittels Paar- und Einzelinterviews. Theoretisch nahmen wir eine geschlechter- und ungleichheitssoziologische und eine Anerkennungsperspektive ein. Wir fragten nach den Wechselverhältnissen aus unsicherer Erwerbsarbeit, Anerkennung und den vergeschlechtlichten Lebenszusammenhängen der prekär Beschäftigten. Zudem fragten wir, ob an der Ernährerrolle als zentrale Handlungsorientierung festgehalten wird, auch wenn Männer diese nicht realisieren können. Oder wird die enge Kopplung von Männlichkeit und Erwerbsarbeit brüchig und gewinnt Sorge (caring masculinity) als Handlungsorientierung an Bedeutung? Wir präsentieren drei Konstellationen des männlichen Umgangs mit prekären Eigentumsverhältnissen: 1. Nach einer Erschöpfungserkrankung als Führungskraft entscheidet sich Walter W. bewusst gegen Sicherheiten und erprobt sich als autonomer Einsiedler im Verzicht auf Eigentum und Nähe. 2. Die geringe Kompetenz von Ben B. mit (ihren) Finanzen und Eigentum umzugehen führt dazu, dass er zunehmend zu einem „gelehrsamen Schüler“ seiner Partnerin wird. 3. Clemens C. versteht sich als „Eigenbrötler“ und wertet die Anstrengungen um Einkommen und Eigentum seiner Partnerin, die Familienernährerin der 4-köpfigen Familie ist, als sinnlosen Ausdruck ihres Arbeitseifers ab. Im Ergebnis argumentieren wir, dass die Ernährermännlichkeit durchaus weiter angestrebt wird, auch wenn sie nicht realisiert werden kann. In wenigen Fällen kann sie auch und insbesondere im Zusammenhang mit einer „beruflichen Nichtanerkennungsresistenz“ in der Handlungsorientierung an Bedeutung verlieren, womit sich aber große Ambivalenzen, d.h.  sorgelose Selbstzentrierungen eröffnen.

Katja Sabisch (RUB): Caring Masculinities? Perspektiven von jungen Männern auf Geschlecht und Familie
Im Rahmen der BMBF-geförderten JUMEN-Studie wurden neben einer standardisierten Online-Befragung von 819 Jungen und jungen Männern auch 62 halbstandardisierte problemzentrierte Interviews geführt, die Aufschluss über die Vorstellungen von jungen Männern über die Geschlechter- bzw. Care-Ordnungen geben. Im Vortrag wird gezeigt, dass der von der Moralphilosophin Kate Manne herausgearbeitete stillschweigende Anspruch auf weibliche Fürsorge in den Aussagen der jungen Männer omnipräsent ist. Und mehr noch: In nahezu allen Interviews wird ein unauflösbarer Widerspruch formuliert, da die jungen Männer zwar allesamt Gleichberechtigung befürworten, die bestehende Care-Ordnung aber beibehalten wollen.

Die Ringvorlesung findet mittwochs von 18:15-19:45 Uhr im Erdgeschoss des MaJaC statt (Universitätsstraße 105, EG 14).

Es erwarten Sie folgende weitere Veranstaltungen im Rahmen der Ringvorlesung: