Verkäuferinnen in Großbetrieben des Lebensmitteleinzelhandels in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts
In der Corona-Krise erlebte das traditionell vorwiegend weibliche Verkaufspersonal im Lebensmitteleinzelhandel eine bis dahin nicht gekannte gesellschaftliche Anerkennung. Welche Rolle die Verkäuferinnen für den Aufstieg der heute dominierenden Großfilialbetriebe zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielten, ist bis dato unerforscht. Denn das in Deutschland noch vorherrschende Narrativ zur Erfolgsgeschichte der Großbetriebe im Lebensmitteleinzelhandel, die als Wegbereiter der modernen Massenkonsumgesellschaft gelten, rückt die Effizienz und Wirtschaftlichkeit dieser Betriebsform in den Mittelpunkt und blendet den eigentlich elementaren Faktor aus: die Frauen hinter der Ladentheke. Mit dem Forschungsvorhaben sollen die Verkäuferinnen in den Filialen der damals sogenannten Massenfilialbetriebe erstmals in den Blick genommen und das noch vorherrschende Narrativ dekonstruiert werden. Die empirische Erforschung des weiblichen Verkaufspersonals soll Erkenntnisse generieren, die nicht nur zu einem differenzierteren Bild der Verkäuferin führen werden, sondern auch zur weiblichen Erwerbstätigkeit insgesamt. Das Projekt leistet insofern auch einen Beitrag zur neu belebten Geschichte der Arbeit(swelten) in Deutschland.
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, Projektlaufzeit: 36 Monate
Projektleiterin: Dr. Daniela Rüther, Lehrstuhl für Frühe Neuzeit und Geschlechtergeschichte, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Ruhr-Universität Bochum, E-Mail: daniela.ruether@rub.de
Interview im Deutschlandfunk: https://www.deutschlandfunk.de/verkaeuferinnen-anfang-des-20-jh-interview-dr-daniela-ruether-rub-dlf-281481e4-100.ht
Die Titel-Fotografie ist eine Impression aus dem ersten Lockdown. Sie zeigt, dass das ‚generische Maskulinum‘ die nach wie vor zentrale Geschlechterdimension für die Filialgeschäfte schlicht ausblendet. Foto: Daniela Rüther