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Ringvorlesung „Conflicting Masculinities“ | Prof. Dr. Christine Morgenstern (RUB)/Prof. Dr. Gunda Werner (RUB): Von schweren Jungs, harten Hunden und Verletzlichkeit: Der Justizvollzug als Männerwelt

11. Dezember 2024 18:15 19:45

Prof. Dr. Christine Morgenstern (RUB) und Prof. Dr. Gunda Werner (RUB) halten im Rahmen der Ringvorlesung Conflicting Masculinities den Vortrag Von schweren Jungs, harten Hunden und Verletzlichkeit: Der Justizvollzug als Männerwelt.

Die Sendung „Tatort“ fesselt jeden Sonntag Millionen Zuschauende, Krimis haben Hochkonjunktur. Verbrechen und Verbrecher scheinen zu faszinieren. Männliche Insassen und männliche Bedienstete dominieren das Bild vom Gefängnisalltag – aber stimmt das auch mit der Realität überein? Tatsächlich ist in Deutschland ebenso wie weltweit der Strafvollzug weitgehend Männervollzug, der Anteil männlicher Gefangener liegt über 90%. Bei den Bediensteten sieht es schon anders aus; hier arbeiten inzwischen sowohl im Allgemeinen Vollzugsdienst als auch in den Fachdiensten sowie auf Leitungsebene viele Frauen. Dennoch ergibt sich aus der Fachliteratur, dass Haftanstalten noch immer „Männerwelten“ sind: Gebaut von Männern für Männer, die männlichen Insassen umgeben von anderen männlichen Insassen und oftmals geprägt von klassischen Rollenvorstellungen, hierarchischen Strukturen und Gewalt – bislang oft recht eindeutig als hypermaskulines Setting charakterisiert. Michel Foucault macht in seiner Geschichte des Gefängnisses darauf aufmerksam, dass Gefängnisse zudem so gebaut sind, dass der Inhaftierte bis in seine Körperlichkeit hinein als Häftling gestaltet wird: durch Kleidung, durch Nummern etc. Zudem führt die Erfindung des Panoptikums dazu, dass die Überwachung internalisiert wird und so beinahe total wirkt. Gefängnisse seien nicht zur Besserung, sondern zum Hervorbringen von gefangenen Verbrechern, die auch so bleiben, da, so Foucault. Was bedeutet dies für die Männlichkeit? Aktuellere Forschung zeigt, dass es auch hier nicht mehr diese eine Vorstellung von Männlichkeit gibt (Symkovych 2023), sondern dass auch Konzepte wie „marginalisierten“ Männlichkeit (Bereswil/Neuber 2010), Verletzlichkeit, Fürsorge (im Sinne der „caring masculinities“, Cannito/Mercuri 2023) und weitere diskutiert werden. Im Vortrag soll in das Thema eingeführt sowie die Forschungen Foucaults vorgestellt, die aktuelle, hier weitgehend anglophon geprägte Diskussion nachgezeichnet werden und mit aktuellen deutschen Forschungsergebnissen aus der allgemeinen Vollzugsforschung und der Wirkung von Macht illustriert werden. Dabei werden auch die erheblichen Forschungslücken aufzuzeigen sein.

Die Ringvorlesung findet mittwochs von 18:15-19:45 Uhr im Erdgeschoss des MaJaC statt (Universitätsstraße 105, EG 14).

Es erwarten Sie folgende weitere Veranstaltungen im Rahmen der Ringvorlesung: